Das Jahr

 

Vor ein paar Stunden hat es aufgehört,
dieses von uns in Form gebrachte, gute, für mich lehrreiche,
meine Seele öffnende,
in Liebe ausdrucksvolle,
traurige, schwermütige und doch erleuchtende Jahr.
Ich bin gereift und befinde mich im Frieden meines Denkens.
Ohne mein Zutun wäre es nicht so gewesen.
Nun hat ein neues begonnen.
Es nimmt Gestalt an,
mit Stunden, mit Tagen, mit Erinnerungen,
welche ich in meinem Herzen trage.
Ich beginne zu vergleichen.
Lohnt sich der Vergleich?
Dieses Jahr wird anders sein!
Ich kann es nur erahnen.
Der Garten wird sich mir in seiner Vielfalt zeigen,
nur anders.
Der Spaten, mit dem ich die Erde umgraben werde, bleibt der gleiche.
Aber ich werde neue Worte finden,
mag sein, das sich darin Spuren des Vorjahres
in ihrer Ähnlichkeit verstecken,
da sich meine Gedankenwelt kaum verändert hat.
Was ich mir wünsche für dieses Jahr?
Eine Fülle von Erlebnissen,
welche ich mir wahrlich noch nicht so recht vorstellen kann.
In Friedlichkeit trage ich sie unbewusst in mir.
Mögen sie sich doch alsbald offenbaren und sich mit leichten Schwingen in
Räume hineinbewegen, wo sie sich aufgehoben fühlen,
es ist egal, ob in ihrer Schwere oder Leichtigkeit.
Auch in diesem Jahr setze ich mein Leben in Momente,
von denen ich mir erlaube, sie als meinen Besitz zu wahren.


Brigitte Zehmisch