Abschied

Abschied,

von den Kindheitstagen und deren Sommertagen.
Abschied, von den warmen Regengüssen, die da waren
und von den abperlenden Tropfen aus meinen Haaren.
Von den Wassern,
die sich füllten auf den Straßen,
zu kleinen Seen,
welche ich übersprang, durchwatete,
und in denen ich auch mal badete.

Abschied,
von den weißen Wolken,
die ich liegend im hohen Grase sah.
Von den gelben Butterblumenblüten in meinem Haar.
Abschied, von meinem Kirschbaum, der einmal wuchs.
Abschied, von meinem geliebten Buch.
Abschied, von der ersten Liebe,
dem Spaziergang in der Nacht,
und von den Sternen,
die sich zeigten.
Abschied, von meinem zart bestickten Kleidchen.
Abschied, vom geliebten Bach,
von dem ich meine,

ein sachtes Rauschen noch zu hören, ach.

Abschied,
von den Wäldern,
von den Bäumen und deren Zweigen.
Abschied, vom Kinderreigen.
Abschied, von den Wegen
welche noch durchwurzelt waren,
bestückt mit Moos und Stein,
die mich führten in eine unbekannte Welt hinein.
Abschied, von den Schmetterlingen
und von den Schirmchen jener Pusteblumen,
die bis heute schwingen.

Abschied,

vom Murmelspielen,
vom Budenbauen und Aus-des-Nachbars-Garten-Kirschen-klauen.
Von dem Maibaum mit seinen bunten Bändern.
Und vom Naschen roter Trauben an den Geländern.
Abschied, vom stillen Abend mein,
von Mutters Märchenstunde fein.
Abschied, von den Tänzen,

die ich als Mädchen in ungestümer Weise,
mit mir nahm auf meine Reise.
Nun gedenke ich der Zeit.
Jede Erinnerung spannt sich mir in einen Sinnesbogen,
für die Ewigkeit.


Brigitte Zehmisch
Januar 2017